Die sieben Gefälle von Heidweiler
von Georg Leister, Lehrer von 1950-1958
Heidweiler hat an der Dorfstraße und an dem Feldwege, der um das Dorf führt, sieben alte Steinkreuze, die sieben Gefälle, aufzuweisen. Diese sind der Bevölkerung lieb und wert und werden in Ehren gehalten. Die eifrigsten Besucher dieser sieben Gefälle sind die Dorfkinder: Wenn der Tod in einer Familie der Dorfgemeinschaft eingekehrt ist, dann gehen die kleinen Beter von Kreuz zu Kreuz und flehen zu Gott um die Seelenruhe des Verstorbenen. Die Kinder versammeln sich beim Heiligenhäuschen am Dorfe. Von hier aus gehen sie dann laut betend die Dorfstraße entlang zum nächsten Kreuzchen. Auf dem Wege und vor dem Kreuzchen wird das Rosenkranzgebet mit dem Zusatz: "Herr, gib ihm/ihr die ewige Ruhe" gesprochen. Nach dem siebten Kreuzchen besuchen die Kinder das Heiligenhäuschen, das außerhalb des Dorfes am Waldrand liegt. Angehörige der Verstorbenen haben den Kindern Kerzen mitgegeben, die sie vor dem Bilde der schmerzhaften Muttergottes anzünden. Dann beten sie noch die Litanei für die Verstorbenen und kehren schweigend ins Dorf zurück.
Die Wegekreuze
Backeskreuz
Dieses Wegekreuz befindet sich "In der Gaß" und ist ummauert. Die Inschrift lautet: "Dieses Kreuz errichtete die Familie Backes-Beiert im Jahr 1564." Es ist somit das älteste Wegekreuz in Heidweiler.
Kreuz "Oberdorf"
Das Wegekreuz befindet sich an der Einmündung "Greverather Weg" zur "Wittlicher Straße". Die Inschrift lautet: "Zur Ehren Gottes hat dieses Kreuz lassen aufrichten Anton Innerserijs von Heidweiler im Jahr 1723." An diesem Kreuz befindet sich jährlich einer der vier Fronleichnamsaltäre mit einem Blumenteppich.
Willemskreuz
Nördlich der Ortslage, Richtung Greverath befindet sich das Wegekreuz an einem Feldweg. Hierbei handelt es sich um ein Schaftkreuz in spätbarocken Formen. Die Errichter-Inschrift lautet: "Memento Mori Hodie Mihi Cras Tibi - Gedenke Mensch, dass du zu Staub wirst, heut ich, morgen du - Dieses Kreuz hat aufrichten lassen Franz Plein und seine Efra Catharina von Heidweiler im Jahr 1814."
Kreuz Stoffel Orth Mayer
Am Ortseingang aus Wittlich kommenden liegt das Wegekreuz an der Hauptstraße. Die Inschrift lautet: "1665 hat dieses Kreuz zu Ehren Gottes machen lassen, Stoffel Orth Mayer und sein Sohn Dieter von Heidweiler."
Kreuz "Woansweg"
Das Wegekreuz liegt am sog. Woansweg, einem Feldweg Richtung Heiligenhäuschen/Bendersbach. Da das erste Kreuz zerfallen war, errichtete man im Jahr 1946 (nach dem ersten Weltkrieg) dieses Kreuz zum Gedenken der vielen Kriegsopfer. Die Inschrift lautet: "In Krieg und Not warst Helfer du, gib unseren Toten die ewige Ruh!"
Schomerskreuz
Das Wegekreuz befindet sich ortsausgangs Richtung Dierscheid (Mühlenstraße am östlichen Ortsausgang). Es handelt sich um ein barockes Schaftkreuz, bezeichnet 1758. Die Inschrift lautet: "Dieses Kreuz errichtete Schomers von Heidweiler im Jahr 1758."
Balkenkreuz "Mühlenstraße"
In der Mühlenstraße, an der Abzweigung der L 49 nach Dierscheid befindet sich das angeblich 1946 errichtete Balkenkreuz. Die Inschrift lautet: "Befiehl dem Herrn deine Wege."
Friedhofskreuze
Auf dem alten Friedhof (rechte Seite der Kirche) steht ein unter Denkmalschutz stehendes Kreuz. Am neuen Friedhof wurde ein eigenes Friedhofskreuz errichtet. An dem Feldweg hinter der Kirche Richtung Bildchen befindet sich am alten Kirchweg nach Dierscheid ein kleines Kreuz mit Corpus. Entlang der Friedhofsmauer um die Pfarrkirche befinden sich weitere gut erhaltene Kreuze, die in die Mauer eingefasst wurden.
Pilgerkreuz
Die Matthias-Bruderschaft Bettenfeld errichtete 2008 zu Ihrem 70-jährigem Jubiläum ein Pilgerkreuz im Wald (Richtung Bildchen). Ferner lädt eine daneben errichtete Bank zum Verweilen und Gebet ein. Die Inschrift des Kreuzes lautet: "1938 Sankt Matthias Bruderschaft Bettenfeld 2008" Die Bank trägt eine Inschrift: "Gestiftet von Brudermeister Werner Steines Bettenfeld". Am 03.05.2008 wurde das Pilgerkreuz durch die Pilgergruppe Bettenfeld feierlich gesegnet. Hierzu spielte auch eine kleine Bläsergruppe.
Bildstöcke
Am Bildchen
Heiligenhäuschen südwestlich der Ortslage an einem Feldweg, Distrikt "Am Bildchen". Vollständig aus rotem Sandstein in romanisierenden Formen gearbeitet, bezeichnet 1888. Die Linde am Bildchen steht unter Naturschutz.
Zeichnung: Karl-Werner Simon
Am Bürgersaal
Eine Legende erzählt, dass nach vielen Jahren ein Sohn zu seiner kranken Mutter zurückkehrte und diese ihn nicht mehr erkannte. Der Sohn verschwand und als Trost lies die Mutter ein Wegekreuz (Marienbildnis) errichten. Das alte Wegekreuz wurde im Rahmen des Straßenbaus/Dorferneuerung abgetragen. Auf dem Vorplatz des Bürgersaals steht heute ein Marienbildnis, welches das einstige originale Kreuz enthält. Es trägt keine Innschrift.
Wittlich Land - Geschichte einer Verbandsgemeinde zwischen Vulkaneifel und Mosel, Günter Hesse und Andreas Wisniewski, S. 752/753