Ortsgemeinde Heidweiler

 

Pfarrkirche St. Vincentius Heidweiler

Die abseits des Ortes liegende Kirche mit dem Pfarrhaus in exponierter Lage erinnert an ältere Wehrkirchen und Befestigungsanlagen. Die Kirche ist ein einfach geputzter Bruchsteinbau. Das Schiff ist im Lichten 9,12 m breit und 16,70 m lang. Das Kirchenschiff ist durch glatt gerahmte rundbogige Fenster in roter Sandsteinumrahmung und dazwischenliegenden Strebenpfeihlern charakterisiert. Im Westgebiet befindet sich ein kleines Portal mit Pilastern und gekürztem Rundbogen. Den Westgiebel bekrönt ein achtseitig geschieferter Dachreiter mit Pyramide. Der Chor wurde 1644 errichtet. Im Landesarchiv Koblenz befinden sich noch Akten über den Kirchbau von 1726-1744. In den Jahren um 1744 hatte die Kirchengemeinde Heidweiler Schwierigkeiten mit der Bezahlung des Kirchenbaus zu Heidweiler. Die Filialen Bergweiler und Heckenmünster, die damals schon eine gewisse Eigenständigkeit besaßen, wollten mit dem Hinweis auf ihre Selbständigkeit, zu den Baukosten nichts beitragen. Daraufhin beschwerte sich der damalige Pfarrer von Heidweiler (Adam Pick, 1709-1756) bei der bischöflichen Behörde zu Trier mit dem Hinweis auf die Wichtigkeit der Pfarrkirche von Heidweiler als Mutterkirche für den Bereich des großen Kirchspiels, zu dem auch noch die Filialen Bergweiler und Heckenmünster gehörten. Diese hätten zwar eine gewisse Selbständigkeit, aber beiden würde ein eigener Geistlicher fehlen und der Pfarrer von Heidweiler sei immer noch für beide zuständig. Auch führte er an, dass die Filiale Heckenmünster mit Dodenburg, Rodenerden und Kalberg lediglich 12 Höfe zählen würde (Heckenmünster 4, Dodenburg 6, Rodenerden und Kalberg je 1 Hof). Daraufhin wurden die besagten Filialen angewiesen, einen angemessenen Beitrag zum Kirchenbau der Pfarrkirche zu entrichten. Das Kirchenschiff wurde 1776 restauriert und neu benediziert. 

1905 wurde dem Kirchenschiff nach den Plänen des Architekten Peter Marx, Trier ein neugotischer Chorraum in der Form des Kirchenschiffes und die Sakristei mit der Grafenloge (heute Taufkapelle) angefügt bzw. erweitert. Damals erhielt sie auch die sehr ungewöhnliche Jugendstilausmalung, die erst bei der letzten Renovierung 1990 wieder entdeckt und freigelegt wurde. Der ältere Chor von 1644 soll noch altromanische, roh gearbeitete Kapitelle und verzierte Anfänge der Gewölberippen gehabt haben.

Zeichnung: Karl Werner Simon

Der hölzerner Hochaltar im Inneren wurde 1905 in Niederemmel erworben und im Juli 1906 eingeweiht. Die dazugehörigen Engelfiguren sind Nachschnitzungen, da die Originale entwendet wurden. Der Altar aus dem 18. Jahrhundert ist in Tabernakelform gehalten mit zurückspringenden Seitenteilen und spätem Rokoozierat. Die Kosten der Restaurierung und Neufassung im Jahr 1905 übernahm damals Graf Eugen von Kesselstatt. Die Seitenaltäre von 1796 sind einfache Ausführungen als niedrige Wandaufsätze. Beichtstuhl und Kanzel aus dem Jahr 1796 in Rokokoschnitzwerk besitzen eine ähnliche Form. 

Die Kommunionbank stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Erwähnenswert ist noch ein kleines mittelalterliches Fresko am spätgotischen Sakramentshaus (das wohl aus der alten Kirche von 1416 stammt) mit der Darstellung einer gotischen Monstranz und anbetenden Engeln, sowie aus dem frühen 16. Jahrhundert (vielleicht auch eher), eine Holzfigur des Pfarrpatrons. Das Sandsteingemälde im Renaissancestil (um eine Brüste der Muttergottes von dem Wittlicher Künstler W. Scherl) ist der Eingang des alten Pfarrhauses. Daneben ist eine sehr alte Takenplatte von 1502 datiert. 

Bilder: Peter Zenner, Peter Weidig, Marga Heinz, Thomas Stoll


Das Patronant des Hl. Vincentius von Saragossa

Das Patrozinium des heiligen Diakon und Märtrers Vincentius von Saragossa lässt auf eine sehr frühe Errichtung der Pfarrei schließen. Vincentius, Sohn des Eutychius aus einer Konsulsfamilie und der Enola, war Diakon des greisen Bischofs Valerius von Valencia in Saragossa, der ihn zum Diakon weihte und in dessen Auftrag er predigte, weil Valerius nicht sehr wortgewandt war. Datianis, der Statthalter von Valencia, verhaftete die beiden in den Verfolgungen von Kaiser Diokletian; der Bischof wurde in die Verbannung geschickt, Vincentius grausamst gemartert: Man warf ihn der Überlieferung nach nackt in einen dunklen Turm, legte ihn mit zerdehnten Gliedern und von Haken zerrissen auf einen glühenden Rost. Schließlich starb er auf einem Glasscherbenlager. Dabei trösteten ihn Engel und machten ihm den Rost und das Marterbett zu einem arten Blumenlager. Aus Wut verweigerte der Statthalter die Beerdigung, er solle von Hunden und Vögeln gefressen werden. Die Leiche auf freiem Feld den Tieren ausgesetzt, wurde aber von Engeln bewacht und von zwei Raben verteidigt. Daraufhin wurde er in eine Ochsenhaut eingenäht und mit einem Mühlstein beschwert ins Meer versenkt. Die Wellen spülten ihn jedoch an Land, wo er von einer frommen Witwe gefunden und bestattet wurde. 
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Schon im 4. Jahrhundert wird Vincentius Verehrung von Paulinus von Nola und Augustinus besonders erwähnt. Vincentius wurde einer der am meisten verehrten Märtyrer in Spanien. Auch Venantius Fortunatus, Papst Leo I, Gregor von Tours, das Martyrologium des Hieronymus und andere erwähnten ihn. Papst Honorius I ließ 632 Reliquien nach Rom bringen, wo sie in der Kirche SS. Vinzeno e Anastasia des Klosters Tre Fontane aufbewahrt sind. Weitere Gebeine wurden 1160 von Valencia nach Lissabon übertragen. Reliquien sind auch in Paris, Bessay und Orbigny. Im Elsaß, in Süddeutschland und Österreich ist er Patron der Winzer, in Bayern und Österreich der Holzfäller.  Sein Gedenktag am 22. Januar gilt als die Mitte des Winters. Er ist Patron der Ziegelbrenner, Töpfer, Dachdecker, Winzer, Seeleute und Holzfäller, des Federviehs, der Kaffeehäuser und wird um Hilfe gebeten gegen Körperschwäche und für die Wiedererlangung gestohlener Sachen.

Bauernregeln: Vincenzen Sonnenschein, bringt viel Korn und Wein. Kommt St. Vinzenz tief im Schnee, bringt das Jahr viel Heu und Klee. Wie zu Vinzenz das Wetter war, so wird´s sein das ganze Jahr. An St. Vinzent, da hat der Winter noch ein End.

Eine Statue des Kirchenpatron befindet sich auf der rechten Seite im Altarraum über der Taufkapelle.

(aus heiligenlexikon.de)


St. Agnes

Auf der linken Seite des Kirchenschiffes befindet sich die Statue der Heiligen Agnes.

  

St. Aloysius

Auf der rechten Seite des Kirchenschiffes befindet sich die Statue des Heiligen Aloysius.


Restaurierungen, Einbrüche und Neubaumaßnahmen

Das Kircheninnere wurde 1907 im Rahmen einer Restaurierung ausgemalt. 1942/1943 wurden die Glocken, zwangsweise für Kriegszwecke, der Pfarrkirche entzogen. Im Jahr 1944 wurden von der Firma Mark in Brockscheid zwei Stahlglocken (sog. Signalglocken) erworben. Nach dem Krieg wurden auch die Mauerwerke und Chorfenster erneuert, da sie durch den Krieg beschädigt waren. Am 04.03.1951 wurde die Orgel (gebaut von Sebald Trier) feierlich geweiht. Für 10.000 Mark wurde eine Warmluftheizung 1954 eingebaut. Die Reinigungsarbeiten, welche bisher durch die Pfarrkinder in regelmäßigem Turnus durchgeführt wurden, sind neu vergeben worden. Die Gemeinderäte von Heidweiler und Greverath beschlossen einen weiteren finanziellen Beitrag zur Erneuerung des Dachstuhls. Die leistungsschwache Filialgemeinde Dierscheid wurde an den Kosten nicht beteiligt. 1964 bekam die Kirche ein neues Gestühl.

Bei einem im Jahr 1984 verübten Einbruch wurden 6 barocke Kerzenständer und 2 vergoldete Engel der Altarflügel entwendet. In der Nacht zum 04.02.1986 wurden die verbliebenen Engel bei einem weiteren Einbruch entwendet.

Beschreibung der linken Engel: ca. 60-70 cm hoch (kann auch etwas höher sein); holzgeschnitzt; ganz vergoldet; auf kleinem Sockel stehend; ca. 200 Jahre alt; Engel trägt Gewand und Unterkleid, welches bis zum Sockel reicht, Obergewand reicht bis zu den Knien, das rechte Bein ist ab Knie nach unten sichtbar, oberhalb Knie befindet sich ein sog. Raffknopf, Engel hält in rechter Hand einen Kelch, in linker Hand ein Buch, schräg auf dem linken Oberschenkel aufgestützt, Kopfhaar des Engels reicht bis auf die Schultern, Engel hat Flügel (von Kopfhöhe bis zu den Kniekehlen reichend) auffallend ist, dass der linke Engel oben am Gewand (Hals) Kragen hat

Beschreibung der rechten Engel: gleiche Größe; holzgeschnitzt; auf kleinem Sockel stehend; ca. 200 Jahre alt; Gewand und Unterkleid wie bei linkem Engel, linkes Bein sichtbar, trägt in rechter Hand Papstkrone, Kopfhaar und Flügel wie linker Engel, Gewand hat oben keinen Kragen

Am 21.05.1986 wurde die Pfarrkirche durch die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich unter Denkmalschutz gestellt. Im Jahr 1987 wurde die Heizung erneuert. 

Bilder: Peter Zenner

1988 wurden umfangreiche und kostenspielige Renovierungsmaßnahmen an der Pfarrkirche durchgeführt. Eine Putz- und Feuchtigkeitssanierung, sowie Ausbesserungsarbeiten am Dach und Put wurden durchgeführt. Die Wandflächen wurden in einem gebrochenen Weiß, die Gewände ihrem natürlichen Sandsteinton lasierend überstrichen. Bereits im Sommer konnte die Außenrenovierung abgeschlossen werden. 1989 erfolgte die Innenrenovierung: Die baufachliche Zustimmung des Bischöflichen Generalvikariat Trier erfolgte im Februar 1989 für die Erneuerung des Chorraumbelages mit roten Sandsteinplatten und Veränderungen im Chor, neue feuchtigkeitsisolierende Holzböden unter den Bankreihen und die neue Innenausmalung. Es wurde zunächst eine Farbuntersuchung durchgeführt, bei der sich herausstellte, dass die älteste Fassung aus der Zeit des Choranbaus 1907 aus einer reichen ornamentalen Ausmalung bestand. Man verständigte sich, die reich bemalten Fensterlaibungen und die Laibung des Triumphbogens zu restaurieren. Die originale Malerei wurde gefestigt, gereinigt und nötig ausretuschiert. Sämtliche Wandflächen wurden in einem hellockeren Farbton gestrichen. Der vorhandene Fliesenbelag im Mittelflur blieb erhalten und endete vor der Stufenanlage. Im Bereich der Bankreihen wurden neue Holzpodeste feuchtigkeitsisoliert und erhöht gegenüber dem Mittelflur hergestellt. Die historischen Fenster im Chorraum, sowie die aus dem Jahre 1954 stammenden Fenster aus dem Schiff waren beschädigt und undicht. Die Fenster im Schiff wurden durch neue, dem Raum anpassende Fenster ersetzt. Die Chorraumfenster wurden einer Renovierung unterzogen. Arbeiten an Empore mit Brüstung und Treppenaufgang, der Elektroinstallation und die Restaurierung des Hochaltars waren weitere Abschnitte der Innenrenovierung.


Abschluss der Renovierungsarbeiten und Weihe des Zelebrationsaltars

Der Zelebrationsaltar birgt Gebeine der beiden Seeligen Peter Friedhofen (Seelsorger und Gründer der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf) und Blandine Merten (Schwester der Ursulinen). Er wurde durch die Architekten Dieter Müller und Baptist Lenz aus hellem Udelfankener Sandstein angefertigt.

Ohne die ca. 2.800 Stunden Eigenleistung konnte die umfangreiche Renovierung nicht realisiert werden. Diese Hilfe hat von der Trockenlegung der Außenmauerwerke über den Erdaushub im Innern der Pfarrkirche bis zum Verlegen des Fußbodens gereicht. Neben der Gemeinde Heidweiler, die die Außengestaltung, den Treppenaufgang, den Außenanstrich und den Fußboden übernommen hat, haben sich auch die Filialgemeinden Dierscheid und Greverath am Projekt beteiligt. Weitere finanzielle Unterstützer waren die Jagdgenossenschaft, der Freizeitclub,  die Freiwillige Feuerwehr, der Kirchenchor, das DRK Dierscheid und viele private Personen. Die Kosten der Renovierung betrugen 526.000 DM. Dass nur noch 30.000 DM Restschulden übrig blieben, sei auch den hohen Zuschüssen des Bistums Trier zu verdanken. Hier ist auch ein "kleiner" Rechenfehler passiert, denn es wurden 20.000 DM zu viel Zuschuss gezahlt.

Bilder: Alois Herres, Peter Zenner

Am 23.02.1992 wurde der neue Zelebrationsaltar durch den Trierer Bischof Hermann-Josef Spital eingeweiht. Zugleich war dies auch der feierliche Abschluss der Renovierungs- und Umbaumaßnahmen an der Pfarrkirche. Musikalisch trugen der Kirchenchor Heidweiler, ein weiterer Chor und eine Bläsergruppe des Priesterseminars Trier, die sich zur damaligen Zeit in der Außenstelle Pfarrhaus Heidweiler befanden, zur musikalischen Gestaltung des Festgottesdienstes bei. Mitkonsekratoren waren Dechant und Pfarrer Hermann-Josef Ludwig (Bruch), Kaplan Andreas Wollbold (Arenrath, heute Professor in München), der aus Greverath stammende Pfarrer Johann Weber, Bischofskaplan Jörg Michael Peters (heute Weihbischof), Regens Dr. Rainer Scherschel (heute Prälat und Domkapitular in Trier), Spirtual Dr. Felix Genn (heute Bischof von Münster) und Subregens Stephan Ackermann (heute Bischof von Trier). Im Anschluss gab es ein kleines Fest in der neuen Gemeindehalle. Ortsbürgermeister Siegfried Schneider überreichte hierbei Bischof Dr. Hermann-Josef Spital einen Eifler Krug als Erinnerung an diesen Tag in Heidweiler.


Neue Glocken und kleinere Renovierungen

Am 20.06.1997 erfolgte ein neuer Glockenguss bei der Firma Mabilon in Saarburg. Die Aufschrift der ersten Glocke lautet: "Im Zugehen auf das Jahr 2000. Gegossen im Christusjahr 1997 zur Ehre der Gottes-Mutter Maria. An die Menschwerdung erinnere ich, zum Angelus Dei läute ich." Da die zweite Glocke beim Guss zersprang erfolgte am 08.09.1997 ein zweiter Guss. Die Aufschrift dieser Glocke lautet: "Im Zugehen auf das Jahr 2000. Gegossen im Christusjahr 1997 zur Ehren unseres Pfarrpatrons St. Vincentius. Zum Gottesdienst rufe ich dich, zu Ehren Gottes läute ich." Die beiden bronzenen Glocken sind 130 kg und 85 kg schwer. Sie ersetzen das Notgeläut aus Zink. Glockenpaten sind Schwester Adeline und Pfarrer Johann Weber.

Bilder: Alois Herres


Im Jahr 2002 wurde die Kirchenorgel von 1951 restauriert. Dazu wurden alle Orgelpfeifen ausgebaut und für die Gottesdienste in dieser Zeit die Empore gesperrt. Der alte Liedanzeiger wurde Anfang der 2010er Jahre durch eine neue moderne LED-Anzeige ersetzt. In den vergangenen Jahren konnten die beiden Prozessionsfahnen (Hl. Maria und Hl. Vinzenz) restauriert werden. Finanziert wurde dies durch den Krautwisch- und Erntedankgabenverkauf. Ferner konnten die Erlöse die Restaurierung des Velums (Schultertuch des Priesters bei eucharistischen Segnungen) und die Neuanschaffung einer Weihnachtskrippe (die alten Figuren waren teils defekt bzw. unvollständig) ermöglichen.

An der Empore wurde ein Geländer errichtet, um den Sicherheitsstandards der heutigen Zeit zu genügen. Die Pfarrkirche wurde 2013 von außen neu angestrichen und Ausbesserungsarbeiten vorgenommen. Ebenso wurde die Sakrestei innen neu gestrichen. 


Wittlich Land - Geschichte einer Verbandsgemeinde zwischen Vulkaneifel und Mosel, Günter Hesse und Andreas Wisniewski, S. 747 ff

Bericht der Ortsgemeinde Heidweiler zum Landeswettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden"